Interview mit Thomas Linke, Geschäftsführer der Willy Remscheid Galvanische Anstalt GmbH

Sie geben Autos, Inneneinrichtung & Co. den entscheidenden Schliff und stehen stellvertretend für die gesamte Qualität des Produkts: Oberflächen. Dass hier mehr als bloße Politur eine Rolle spielt, beweist die Willy Remscheid Galvanische Anstalt GmbH mit Sitz in Solingen.
Das Unternehmen hat sich auf hochwertige Oberflächentechnologie spezialisiert und sorgt dafür, dass Produkte makellos werden.

„Wir sind sowohl auf große als auch auf kleine Stückzahlen und hohe qualitative Anforderungen spezialisiert. Wir sorgen stets dafür, dass unsere Leistung auf dem höchsten Niveau ist“, erläutert Thomas Linke. Er ist seit 1996 Geschäftsführer des Familienunternehmens. „Ich leite das Unternehmen in der vierten Generation. Mit zehn Jahren stand ich das erste Mal in der Firma. Sie hat mich seitdem mein Leben lang begleitet.“ Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in den Dienstleistungen des Unternehmens wider: „Bei unseren Leistungen der Oberflächentechnik setzen wir auf unsere langjährigen Erfahrungen in den Bereichen Zink-Druckguss, Aluminium, Buntmetalle und unsere modernen, vollautomatischen galvanischen Anlagen. Wir können die unterschiedlichsten Beschichtungen umsetzen. Dazu zählen Kupfer, Glanznickel, Mattnickel, Halbglanznickel, MPS Nickel, Riss Nickel und Chrom. Doch nicht nur in diesem Bereich sind wir breit aufgestellt. Auch unsere Serviceleistungen reichen von A bis Z. So kümmern wir uns um die Beschaffung der Rohteile, das Schleifen, Polieren und Galvanisieren, wir kontrollieren alle Schritte stetig und führen auch Montagearbeiten aus. Zum Ende hin decken wir die Verpackung und den Versand des Ganzen ab. Wir können unsere Kunden so ganzheitlich betreuen und den bestmöglichen Service bieten.“ Zu den Kunden von Willy Remscheid zählen zu 80% Unternehmen aus der Automobilindustrie. „Wir bedienen aber verstärkt auch den sanitären Bereich, den Beschlagsbereich der Glasindustrie, Kunden aus der Medizintechnik sowie die Möbel-und Beschlagindustrie“, führt der Geschäftsführer an.

Mit der Umwelt in die Zukunft

In den letzten zwei Jahren haben wir das Umweltbewusstsein
sehr intensiv nach vorne getrieben und viel in
Photovoltaik, BHKW und Wasseraufbereitung investiert.

Die hohe Fertigungstiefe und das über die Jahre gewachsene, fachliche Know-how sind nicht die einzigen Aspekte, die das Unternehmen von anderen abhebt. „Über die letzten Jahre hinweg ist bei uns das Umweltbewusstsein innerhalb der Firma stark nach vorn getrieben worden. Wir arbeiten jetzt mit Photovoltaik, BHKW und Kreislaufwasser. In diese Bereiche haben wir in den vergangenen Jahren viel investiert, um uns zukunftsfähig aufzustellen.“ Hierzu zählt für Thomas Linke nicht nur das geschärfte Umweltbewusstsein, sondern ebenso moderne Technologie. „Die Digitalisierung ist für das Unternehmen ein großes Thema. Teilweise sind und denken wir hier schon weiter, als unsere Kunden. Wir lassen gerade eine App herstellen, die sich komplett über unsere Software legen lässt und eine Schnittstelle zu unseren Kunden bilden kann. So schaffen wir stärkere Synergien. Zudem treibt uns das Thema Robotik um. Nächste Woche bauen wir den 20. Roboter für die Bearbeitung auf. Die Zuführung wird immer stärker über Roboter-Zuführsysteme gesteuert. Zum einen geschieht dies aufgrund der Genauigkeit, zum anderen aufgrund der Personalkosten, die wir im Auge behalten müssen.“ Das bedeutet aber noch lange nicht, dass das Unternehmen Stellen abbaut, ganz im Gegenteil, wie der Geschäftsführer erklärt: „Wir benötigen tatsächlich mehr Fachkräfte und weniger Hilfskräfte. Da wir sehr speziell arbeiten, versuchen wir, unsere Mitarbeiter möglichst intern auszubilden. Das hat bisher immer sehr gut funktioniert.“ 1996 arbeiteten sechs Mitarbeiter im Unternehmen. Gegenwärtig beschäftigt Willy Remscheid rund 100 Angestellte. „Mittlerweile haben wir einen festen Mitarbeiterstamm aufgebaut, auf den ich zählen kann. Das ist mir und den Kunden sehr wichtig.“ Der Geschäftsführer setzt in Sachen Zukunftsfähigkeit nicht allein auf die Mitarbeiter. Auch die Branche behält er im Auge: „Viele Teile im Fahrzeug werden durch Kunststoff ersetzt. Aber wir merken, dass der Trend wieder mehr in Richtung Metall geht, da die Haptik anders ist. Deshalb werden wir auch in andere Branchen reingehen und haben dahingehend unseren Vertrieb verstärkt. Wir passen uns immer an den Markt an. Das haben wir in der Vergangenheit bereits gemacht und das wird uns in Zukunft begleiten.“ Um das über die Jahre gefestigte Know-how weiterhin im Unternehmen zu halten und sich so auf die Zukunft auszurichten, will Thomas Linke die familiäre Bindung an das Unternehmen beibehalten. „Unser Ziel ist, das Unternehmen irgendwann an die nächste Generation übergeben zu können. Das wird jedoch immer schwieriger. Die Entwicklungen sind so schnelllebig geworden, die Herausforderungen werden immer mehr. Daher müssen wir hier entsprechend viel investieren, um die nächste Generation auf alle Herausforderungen vorbereiten zu können.“

Orginal Artikel erschienen 5/2019 im Wirtschaftsforum:

2019-05 Wirtschaftsforum.PDF